Protestaktion des Europäischen Betriebsrates bei ArcelorMittal – Die Zukunft des luxemburgischen Stahlstandorts muss durch den Sozialdialog gesichert werden

Heute fand eine Protestaktion des Europäischen Betriebsrates von ArcelorMittal vor dem luxemburgischen Sitz von ArcelorMittal statt. Konkret ging es dabei um die Bedrohung von fast 2.000 europäischen Arbeitsplätzen und der mangelnden Kommunikation von ArcelorMittal, wie der Europäische Betriebsrat in einer am 21. Mai veröffentlichten Pressemitteilung bekannt gibt.

Der LCGB bekundet seine Solidarität mit den Aktionen der französischen und belgischen Kollegen gegen diese Entscheidung zur Verlagerung von Aktivitäten.

Der LCGB setzt sich seit vielen Jahren für die Fortsetzung eines echten Sozialdialogs ein, der es dank der tripartiten Vereinbarung in der Stahlindustrie ermöglicht hat, die Wirtschaftstätigkeit und die Arbeitsplätze im Land zu erhalten und über all die Jahre hinweg sie sogenannten „LUX-Pläne“ wie den derzeit noch geltenden LUX 2025 zu entwickeln. Dank dieser Vereinbarungen gab es während der Umstrukturierungsphase der Stahlindustrie des Landes KEINE Entlassungen aus wirtschaftlichen Gründen. Jede Partei hat ihre Rolle voll und ganz wahrgenommen: der Staat durch die Unterstützung sozialer Begleitmaßnahmen, die Unternehmen durch Investitionen, die den Fortbestand der Standorte sichern, und die Gewerkschaften durch die Begleitung von Projekten, die die Arbeitsplätze, die Erhaltung der bestehenden Strukturen, die Löhne und die Rechte der Arbeitnehmer garantieren.

Angesichts dieser Situation fordert die LCGB die Aufnahme von Gesprächen, um die Dreiergespräche zur Stahlindustrie über das Jahr 2025 hinaus fortzusetzen. Nur ein echter Sozialdialog kann wie bereits in der Vergangenheit auch die Zukunft des Stahlstandorts in Luxemburg sichern.

 

Pressemitteilung des Europäischen Betriebsrats: 

ArcelorMittal bereitet einen sozialen Schock vor: Der Europäische Betriebsrat schlägt zurück!

Auf seiner Sitzung am 20. und 21. Mai wurde der Europäische Betriebsrat von ArcelorMittal einmal mehr mit der eklatanten Missachtung des sozialen Dialogs durch die Unternehmensleitung konfrontiert. Angesichts eines massiven Projekts zur Verlagerung von Unterstützungsfunktionen nach Indien, bei dem fast 2.000 europäische Arbeitsplätze bedroht sind, hält das Management an einer undurchsichtigen, autoritären und destruktiven Strategie fest.

Trotz wiederholter Anfragen von Personalvertretern weigert sich die Unternehmensleitung, die für eine echte Konsultation erforderlichen Informationen zur Verfügung zu stellen, und begnügt sich mit vagen, unvollständigen und parteiischen Darstellungen. Dies ist eine Beleidigung für die Rolle der Personalvertretungen, aber vor allem ein Affront gegenüber den Arbeitnehmern, die diese Unternehmensgruppe täglich mit Leben erfüllen.

Der Europäische Betriebsrat verurteilt dieses brutale Manöver, das rein finanziell motiviert ist und nichts mit sozialer oder territorialer Verantwortung zu tun hat. Dieses Projekt ist weder ausgereift noch gerechtfertigt noch akzeptabel.

Industriesabotage zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt! Das Letzte, was wir brauchen, ist ein Stellenabbau am Vorabend einer erwarteten Markterholung!

Dies würde keinen wirtschaftlichen Sinn ergeben und wäre sogar ein Akt der Selbstsabotage. Im März 2025 kündigte die Europäische Kommission einen Plan zur Unterstützung des europäischen Stahlsektors an, der u. a. eine Begrenzung der Einfuhren auf 15 % der Nachfrage und eine Stärkung des Mechanismus der Kohlenstoffsteuer an den Grenzen vorsieht.

Dieser neue Rahmen, der derzeit umgesetzt wird, zielt darauf ab, in den kommenden Monaten eine positive Dynamik wiederherzustellen, indem der Sektor geschützt und das Vertrauen der Hersteller wiederhergestellt wird.

In diesem Zusammenhang sollte sich ArcelorMittal darauf vorbereiten, Marktanteile zurückzugewinnen. Mit dem Abbau von Schlüsselpositionen und dem Entzug wertvoller menschlicher Fähigkeiten läuft der Konzern jedoch Gefahr, seine eigene Fähigkeit zur Erholung zu sabotieren. Dies wäre ein großer strategischer Fehler.

Europa hat etwas Besseres verdient als multinationale Unternehmen, die sein Know-how plündern und seine Arbeitsplätze vernichten.

ArcelorMittal profitiert von öffentlichen Beihilfen, Dekarbonisierungssubventionen und politischer Unterstützung. Im Gegenzug untergräbt der Konzern die Beschäftigung, entzieht den Standorten ihre strategischen Funktionen und tritt die europäischen Vorschriften zur Konsultation von Informationen mit Füßen. Das ist ein Skandal!

Wir rufen zu umfassenden Maßnahmen auf:

  • Wir fordern die europäischen Behörden auf, diese Praktiken anzuprangern, die eines vermeintlich verantwortungsvollen Konzerns unwürdig sind.
  • Wir fordern die sofortige Einberufung des Ausschusses für den sektoralen sozialen Dialog, um die industrielle Strategie von ArcelorMittal in Europa zu diskutieren: Arbeitsplätze, Zukunft der Standorte, Energiewende.
  • Wir fordern die sofortige Aussetzung des Verlagerungsprozesses, der an einigen Standorten bereits im Gange ist, bis alle notwendigen Informationen vorliegen und ein echter sozialer Dialog eingeleitet wurde.

Der Europäische Betriebsrat vergisst nicht, dass hinter jedem eingesparten Euro betroffene Frauen, Männer und Familien stehen.

Der Europäische Betriebsrat appelliert an Arbeitnehmer, Gewerkschaften, gewählte Vertreter und Bürger, Fatalismus abzulehnen.

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