Editorial „Soziale Fortschrëtt“: Cargolux, ein historischer Moment für das luxemburgische Sozialmodell

Die Tage vom 14. bis 16. September 2023 waren ein historischer Moment für Luxemburg und seinen Luftfahrtsektor. An diesen drei Tagen streikten die Arbeitnehmer von Cargolux, nachdem nach 18 Monaten Tarifverhandlungen und einem gescheiterten Schlichtungsverfahren ein Dekret über die Nichteinigung erlassen worden war.

Die Gewerkschaften, unter der Federführung des LCGB, waren vor dem Streik jederzeit bereit, eine Lösung am Verhandlungstisch zu finden. In 28 Verhandlungssitzungen und 5 Schlichtungssitzungen konnte jedoch kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden.

Die Tarifverhandlungen scheiterten, weil die Generaldirektion von Cargolux nicht bereit war, die wichtigsten Forderungen des Personals zu erfüllen:

  • eine allgemeine Lohnerhöhung von 6% für alle Arbeitnehmer;
  • kombiniert mit einer Indexsicherung, die die Gleichbehandlung aller Cargolux-Angestellten im Falle einer Indexdeckelung bzw. der Einführung eines degressiven Indexsystems gewährleistet;
  • die Einführung einer neuen transparenten Lohntabelle, die das Dienstalter des Bodenpersonals anerkennt, wie es im aktuellen Kollektivvertrag vereinbart wurde;
  • und schließlich eine interne Regelung zur Telearbeit unter Einhaltung der gesetzlichen Regelungen zur Mitbestimmung zwischen Management und Personalvertretung.

 

Da diese Forderungen untrennbar miteinander verbunden sind, stand von Beginn des Streikes an fest, dass der Arbeitskonflikt nur durch eine globale Einigung über alle offenen Punkte beendete werden konnte.

Die Beschäftigten von Cargolux gehörten während der COVID-19-Pandemie zu den Arbeitnehmern an vorderster Front und galten als wesentlich für das Funktionieren unserer Gesellschaft. In den schlimmsten Zeiten der Gesundheitskrise arbeiteten die Mitarbeiter bis zu 12 Stunden am Tag, um die Versorgung unseres Landes mit lebenswichtigen Materialien zu gewährleisten.

Während alle Mitarbeiter von Cargolux den Applaus, den sie während der Gesundheitskrise erhielten, verdient haben, war es nun auch an der Zeit, dass die Generaldirektion von Cargolux die Arbeit ihrer Mitarbeiter anerkennt.

Die Entschlossenheit und Einheit des Bodenpersonals und der Piloten sorgte dafür, dass innerhalb eines Tages alle Flugzeuge von Cargolux am Boden blieben. Dieses Engagement und die Unterstützung der Arbeitnehmer ermöglichte es den Gewerkschaften, die Verhandlungen wieder aufzunehmen und am Ende des dritten Streiktages ein globales Abkommen mit der Generaldirektion zu unterzeichnen.

Ein exzellentes Ergebnis, das die wichtigsten Forderungen der Cargolux-Mitarbeiter berücksichtigt, wurde erzielt. Die Arbeitnehmer erhalten eine Lohnerhöhung von 5,5 % ab dem 1. September 2023 bis zum 31. August 2027 (einschließlich einer überarbeiteten Gehaltstabelle für technisches Wartungspersonal) und eine Indexierungssicherung.

Mit dieser Vereinbarung stellen die Gewerkschaften und die Generaldirektion sicher, dass Cargolux ein wichtiger Pfeiler der Logistikbranche in Luxemburg bleibt. Denn damit Cargolux attraktiv bleibt, braucht man auch attraktive Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig verpflichten sich die Partner, den Sozialdialog innerhalb des Unternehmens zu stärken.

 

Der Streik bei Cargolux war sowohl ein Erfolg als auch ein Misserfolg. Ein Erfolg, weil die Solidarität der Arbeitnehmer zu einer globalen Vereinbarung führte, aber ein Misserfolg, weil das luxemburgische Sozialmodell den Sozialkonflikt nicht verhindern konnte.

Es stellt sich daher die Frage, ob der Streik bei Cargolux als Schlüsselmoment für die Stärkung oder das Ende des luxemburgischen Sozialmodells in die Annalen der Geschichte eingehen wird.

 

Patrick DURY

Nationalpräsident des LCGB

 

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