Der LCGB, Mehrheitsgewerkschaft im Bussektor, ist besorgt über den Vorschlag der Europäischen Kommission zur Überarbeitung der Lenk- und Ruhezeiten von Busfahrern im Personenverkehr mit Omnibussen im Linienverkehr.
Anfang 2023 nahmen nämlich mehr als 1.300 Busfahrer an einer Umfrage der ETF (European Transport Workers’ Federation) zu diesem Thema teil. Daraus ging hervor, dass 80 % der Fahrer in Erwägung ziehen würden, den Sektor zu verlassen, wenn die Europäische Kommission ihr Vorhaben umsetzen würde.
Höhere Arbeitszeiten, verstärkte Müdigkeit: Eine Gefahr für den Fahrgast!
Eine geplante Maßnahme ist die Verlängerung der “12-tägigen-Ausnahmeregelung”, was bedeutet, dass Fahrer an 12 aufeinanderfolgenden Tagen keine wöchentlichen Ruhezeiten für nationale und internationale Fahrten haben werden.
- 80 % der Fahrer gaben an, dass es schwierig oder fast unmöglich wäre, die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten,
- für 83 % führt diese Maßnahme zu mehr Müdigkeit und arbeitsbedingtem Stress
- und für 74 % schadet die Maßnahme ihrer Gesundheit.
Der Vorschlag, die täglichen Pausen in kleinere Zeitfenster von 15 Minuten oder weniger aufzuteilen, gibt ebenfalls Anlass zur Sorge. Auch hier befürchten 85 % der Fahrer eine Zunahme der Müdigkeit, des Drucks und des Stresses. Darüber hinaus gaben über 70 % an, dass ihnen dadurch nicht einmal Zeit für einen Snack oder die Nutzung der sanitären Einrichtungen bliebe.
In einer von der ETF im Jahr 2021 durchgeführten Studie gab bereits mehr als ein Drittel der Befragten an, regelmäßig müde zu fahren.
Der Fahrermangel in Europa könnte sich weiter verschärfen
Der Transportsektor steuert bereits auf einen Mangel an Fahrern zu. Die derzeitige Belegschaft wird immer älter. Trotz attraktiver Löhne in Luxemburg tendieren vor allem junge Menschen dazu, sich für einen Beruf zu entscheiden, der weniger Flexibilität erfordert.
Mit der jetzt vorgeschlagenen Überarbeitung der Lenk- und Ruhezeiten für Busfahrer droht eine komplette Katastrophe in der Branche. Darüber hinaus wird willkürlich die Sicherheit der Fahrer und Fahrgäste gefährdet!
Zu einer Zeit, in der Überlegungen zur Anpassung oder gar Verkürzung der Arbeitszeit angestellt werden, beharrt Europa einmal mehr auf seinem veralteten oder gar archaischen Modell – ein Paradoxon ohnegleichen!
Aus diesem Grund unterstützt der LCGB die Forderung der ETF, dass die Europäische Kommission ihren Vorschlag überdenkt und die Sicherheit der Fahrer und der Passagiere an die erste Stelle setzt!
Alle Details und Statistiken zu den Umfrageergebnissen finden Sie hier: https://www.etf-europe.org/buscoachdriversec/
* Anfang 2023 führte die ETF eine Umfrage über einen Fragebogen in sechs Sprachen durch, der von ihren angeschlossenen Straßentransportgewerkschaften mit ihren Mitgliedern geteilt wurde. In weniger als einem Monat füllten insgesamt 1.391 Berufskraftfahrer aus der gesamten EU (und Norwegen) den Fragebogen aus.
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