Editorial « Soziale Fortschrëtt »: Wege aus der Krise

Seit März 2020 wird die globale Gesundheits- und Wirtschaftslage stark von der Pandemie geprägt, wenn nicht sogar dominiert.

Die Folgen der Gesundheitskrise sind in allen Lebensbereichen deutlich zu spüren. Ob es um grundlegende Dinge wie Mobilität, Zusammensein mit der Familie oder Arbeit geht, alles ist komplizierter geworden. Ein Mittagessen im Restaurant mit Freunden, ein Kinobesuch oder einfach nur ein Drink in einer Kneipe sind fast unmöglich geworden.

Die durch den Virus bedingten Restriktionen schränken unsere grundlegendsten Freiheiten stark ein.

Die gesundheitlichen Folgen der Pandemie sind noch gravierender, die Todesfälle durch Infektionen sind zu einer nicht enden wollenden Tragödie geworden. Wie gefährlich das COVID-19-Virus sein kann, zeigen die zahlreichen Patienten, von denen einige wahrscheinlich lebenslange Folgeschäden davontragen werden.

Jedoch sind wir all dem nicht schutzlos ausgeliefert. Wir haben die Mittel, um uns zu wehren. Die Hygienevorschriften und soziale Distanz, die Beachtung der Empfehlungen der Gesundheitsdirektion erlauben uns, Arbeitnehmer und Mitbürger vor einer Infektion zu schützen.

Wenn auch nicht die perfekte Lösung, so waren diese Mittel die einzige Antwort auf das Virus bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffs Ende 2020.

Die Impfkampagne startete sicherlich zu langsam, viel zu langsam, stellt aber die einzige wirkliche Hoffnung dar, einen scheinbar unerbittlichen Feind besiegen zu können. In ein paar Monaten, wenn endlich genügend Impfdosen vorhanden sind, um die gesamte Bevölkerung zu immunisieren, könnte unser Leben wieder halbwegs „normal“ verlaufen. Es besteht die Hoffnung, dass wir uns dann wieder mit Freunden und Familie treffen können und auch andere Freizeitaktivitäten ausüben können, die wir so schmerzlich vermissen.

Eine effektive Impfkampagne wird auch unserer Wirtschaft den dringend benötigten Aufschwung geben. Eine erfolgreiche Erholung der Wirtschaft kann aber nur gewährleistet werden, wenn die notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind.

Die Probleme in den verschiedenen Branchen, wie dem Hotel- und Gaststättengewerbe, dem Tourismus und dem Veranstaltungssektor, die derzeit nur dank staatlicher Beihilfen überleben, müssen angegangen werden.

Die größte Gefahr zur Auslösung einer sozialen Krise wird dann sein, wenn die Wirtschaftsbelebung beginnt und die Hilfen auslaufen.

Ein abruptes Ende der Maßnahmen, wie z.B. der Kurzarbeit, darf nur erfolgen werden, wenn der Wirtschaftsaufschwung stark genug ist, um den Fortbestand der betroffenen Arbeitsplätze zu gewährleisten.

Deshalb muss der Weg aus der Krise jetzt im Rahmen einer nationalen Tripartite vorbereitet werden.

Ziel dieser Tripartite muss sein, eine Bestandsaufnahme der verschiedenen Wirtschaftszweige zu erstellen, die Probleme von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu erkennen und die notwendigen Wege zu finden, um einen sozialen Zusammenbruch zu vermeiden.

Die Tripartite als Kriseninstrument, hat uns nicht nur ermöglicht, die verschiedenen Krisen, mit denen unser Land konfrontiert war, zu überwinden, sondern auch gestärkt aus diesen hervorzugehen, sowohl in Bezug auf die Wirtschaft als auch auf das Sozialmodell.

Das zögerliche Vorgehen der Regierung bei der Einberufung der nationalen Tripartite ist daher völlig unverständlich. Die Regierung muss zeigen, dass sie das Zeug und die Fähigkeiten dazu hat, sich den Herausforderungen zu stellen und gemeinsam mit den Sozialpartnern Lösungen zu finden.

Wenn die Regierung in der gegenwärtigen Situation nicht entschlossen handelt, riskieren wir, dass die Wirtschaft sowie die Beschäftigung und somit die Arbeitnehmer, einen hohen Preis zahlen für den unvermeidlichen sozialen Zusammenbruch.

Krisenmanagement ist nichts, was man im Nachhinein betreiben kann!

Die Gesundheitskrise und ihre wirtschaftlichen sowie sozialen Folgen werden nicht über Nacht verschwinden. Wir müssen noch lange Zeit mit dem Virus und seinen Folgen leben.

Die unvermeidlichen Folgen dieser Gesundheitskrise, wie es ihresgleichen seit der Spanischen Grippe von 1918-1920 nicht mehr gegeben hat, müssen analysiert werden.

Es gilt die richtigen Lehren aus der COVID-19-Pandemie zu ziehen, um ältere Menschen, insbesondere in Wohn-, Pflege- und Betreuungseinrichtungen, viel effektiver zu schützen. Wir müssen auch die Rolle unseres Landes als Partner und treibende Kraft in der Großregion stärken, um ein Gravitationszentrum für politische Initiativen zu werden, anstatt nur als „Sammelbecken“ von Humanressourcen gesehen zu werden.

Die aktuelle Krise hat die Verflechtungen in der Großregion gezeigt. Wir müssen Allianzen stärken und ein Netzwerk erstellen, das keine impulsiven Fehlentscheidungen, wie die Schließung der Grenzen im Lockdown, mehr zulässt.

thumbnail of 2021 02 Soziale Fortschrëtt DE V2 web

 

Zurück zur Übersicht