Erfahrungsbericht n°2 – Mobbing

Nachdem wir letzte Woche die Erfahrungen einer Person, die gemobbt wurde, gehört haben, setzen wir nun die Reihe mit einem 2. Interview fort, das die traurige Realität widerspiegelt, die einige Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz erleben.

SF: Wann haben Sie die ersten Anzeichen für Mobbing bemerkt?

Christiane: Am ersten Tag nach meiner Krankmeldung. Das war der erste Tag, an dem mein Vorgesetzter anfing, mich zu schikanieren.

SF: Waren Sie lange krankgemeldet?

Christiane: Sechs Monate aufgrund eines Arbeitsunfalls.

SF: Was geschah danach?

Christiane: Am ersten Tag sagte mir mein Vorgesetzter: kein Make-up, keine Nägel, gar nichts. Ich fragte ihn, warum? Ich würde doch mit den Händen arbeiten und nicht mit dem Gesicht, und er sagte mir, das sei nicht hygienisch. Ich meinte nur, ich würde mich informieren und dann würden wir sehen.

SF: Sie haben also sofort etwas unternommen! In welcher Art und Weise?

Christiane: Ich habe meinen Gewerkschaftsvertreter angerufen, er gab mir alle Informationen, die ich brauchte. Am nächsten Tag teilte ich meinem Vorgesetzten mit, dass ich mich erkundigt hätte und dass ich mich weiterhin schminken würde. Dann ging es los mit plötzlichen Änderungen von Arbeitsplätzen oder Zeitplänen, Strafen, er hat mich sogar angeschrien. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn auch nicht anschreie und er seinen Ton senken solle. Jedes Mal, wenn ich etwas zu ihm gesagt habe, hat er mich abgestraft. Ich wurde jedes Mal sanktioniert.

SF: Wurden Ihre Kollegen genauso behandelt?

Christiane: Ja, alle. Insgesamt 9 von einem 14-köpfigen Team. 2 Mitarbeiter wurden von ihm bevorzugt, er erzählte ihnen alles.

SF: Als sich die Situation verschlimmerte, haben Sie da daran gedacht, sich krankschreiben zu lassen?

Christiane: ABER NEIN, das hätte nichts geändert. Jedes Mal, wenn ich wieder zur Arbeit gehe, wäre es dasselbe. Wenn es ein Problem gibt, muss es sofort gelöst werden.

SF: Haben Sie weitere Ratschläge vom LCGB erhalten?

Christiane: Ja, als mein Vorgesetzter mich an einen Arbeitsplatz schickte, wo ich nicht hin konnte. Die Polizei hat uns weder durchgelassen noch parken lassen. Ich musste 49 € Strafe zahlen, weil mein Vorgesetzter mich gezwungen hat, dorthin zu gehen. Ich machte ein Foto von dem Ticket und schickte es an den Gewerkschaftsvertreter, mit der Begründung, dass ich gezwungen war dort zu parken. Und ich schickte auch eine Nachricht an meinen Vorgesetzten und schrieb: „Ich hatte Ihnen gesagt, dass ich nicht dorthin kann“. Ich habe das Bild des Bußgeldbescheids mitgeschickt. Ich hatte das Bußgeld nur erhalten, weil mein Vorgesetzter mich trotz meiner Einwände forciert hatte, dort zu parken. Ich wurde in einer Art und Weise gezwungen, dass … lassen Sie uns nicht darüber reden.

SF: Und wer musste letztlich das Bußgeld bezahlen?

Christiane: Ich. Denn es gab keinen Beweis, da alles mündlich erfolgte.

SF: Hat sich die Situation seither verbessert?

Christiane: Ja, weil ich an einem anderen Arbeitsort bin, wo ein anderer Vorgesetzter zuständig ist. Am Anfang sollte es eine Strafe sein, aber am Ende fand ich es gut.

SF: Geht das Mobbing im anderen Team weiter? 

Christiane: Ja, ja, da ist ein Mädchen, das zunächst einen befristeten Vertrag hatte, dann einen unbefristeten Vertrag unterschrieben hat, und jetzt hat sie mich letzte Woche angerufen, um mir zu sagen, dass sie viel Ärger hat und dass sie die Firma verlassen wird.

SF: Haben Sie irgendwelche Empfehlungen für andere Arbeitnehmer, die von ihren Vorgesetzten schlecht behandelt werden?

Christiane: Oh ja, Lösungen suchen. Im Gesetz nachsehen, was es stoppen kann. Einer solchen Person die Stirn bieten und sie nicht damit durchkommen lassen!

SF: Gibt es noch etwas zu erzählen?

Christiane: Einmal schickte mich mein Vorgesetzter ohne Materialien zu einem Kunden und ich antwortete: „Was soll ich denn da machen? Den Kunden anstarren?“

SF: Und wie hat sich die Situation entwickelt?

Christiane: Ich blieb von 9 Uhr morgens bis mittags vor dem Büro. Ich rief meinen Gewerkschaftsvertreter an, der mir riet, mittags ins Büro zu gehen, um nach Material zu fragen (Anmerkung der Redaktion: Das Verlassen des Arbeitsplatzes ohne Erlaubnis des Vorgesetzten kann ein Kündigungsgrund aufgrund schweren Fehlers sein). Ein anderer Verantwortlicher war zu dieser Zeit dort, also erhielt ich Material. Mein Vorgesetzter war gegangen. Er hatte zu mir gesagt: Sie bleiben und tun, was Sie können, wenn nicht, parken Sie das Auto dort und gehen nach Hause.“ Ich fragte, ob ich das schriftlich bekommen könnte? NEIN, also bin ich dort geblieben, sonst bin ich im Fehler, aber ich hatte überhaupt nichts, keine Mülltüten, keine Putztücher, NICHTS!

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