Luxair provoziert: Gewerkschaften leiten Schlichtungsprozedur ein

Der Brief des LuxairCargo-Direktors, der am 8. Januar 2018 an die Beschäftigten verschickt wurde, spiegelt die provokatorische Haltung der Generaldirektion gegenüber den 2.800 Arbeitnehmern wider. In seinem Schreiben widersetzt sich der Cargo-Direktor resolut der von Gewerkschaftsseite geforderten Diskussion betreffend eine Aufwertung der Laufbahnen und der Löhne, dies unter dem Vorwand, der Kollektivvertrag und die automatische Indexierung führten dazu, dass die Luxair-Beschäftigten in dieser Branche die bestbezahlten der Welt seien. Der LuxairCargo-Direktor rechtfertigt seinen Entschluss auch mit bevorstehenden Investitionen. Sind die Beschäftigten nun gehalten, geplante Investitionen zu finanzieren?

Rekordjahr, laut Luxair

Gemäß seinen eigenen Zahlen, veröffentlicht am 11. Januar 2018, hat Luxair 2017 ein Rekordjahr eingefahren. Verglichen mit 2016, präsentieren sich die Zahlen wie folgt:

Abteilung 2017 2016 Variation
Airline/LuxairTours 1.933.34 Passagiere 1.837.456 Passagiere +7%
Cargo Handling 938.600 t 822.196 t +14%
Passagierhandling 3.600.000 Kunden 3.022.000 Kunden +20%
Catering 2.200.000 Malzeiten 2.075.000 Malzeiten +6%

 

Die wirtschaftliche Lage der Luxair ist demnach ausgezeichnet und es gibt keinen Grund, Diskussionen um eine Aufwertung der Laufbahnen abzulehnen! Mit 21.693 umgeschlagenen Tonnen, verzeichnete die Luxair, in der Woche vom 20. November 2017, eine Rekordwoche im Cargo Center. Die Gewerkschaften und die Personaldelegation verlangen, dass der Einsatz des Personals der vergangenen Monate anerkannt und honoriert wird.

 

Willkürliche Beförderungen

Während die Direktion Gespräche über eine Aufwertung der Laufbahnen, die aufgrund der neuen Job Description notwendig sind, resolut ablehnt, werden willkürlich Beförderungen für bestimmte Personen beschlossen, dies vor allem im Cargo Center. Diese Beförderungen werden nach Gutdünken der Direktion beschlossen, ohne die Personaldelegation oder den gemischten Betriebsrat über die Kriterien zu informieren oder in den Entscheidungsprozess mit einzubinden. Diese Vorgehensweise ist diskriminierend und stellt einen Verstoß gegen das Arbeitsgesetz dar.

 

Luxair – Entwickler prekärer Arbeitsverhältnisse

Luxair verfügt bereits über eine Vielzahl von flexiblen Einstellungsmöglichkeiten (Zeitvertrag, Probezeit, Leiharbeiter). Der Drang nach noch mehr Flexibilität scheint enorm zu sein. Nur: mit seinen dubiosen Methoden weicht die Luxair das Arbeitsgesetzbuch auf. Der Saisonvertrag scheint zur Norm geworden zu sein. Der Saisonvertrag bietet dem Arbeitnehmer jedoch noch weniger Schutz als der Zeitvertrag. Die ersten Saisonverträge wurden für das Flugpersonal abgeschlossen. Dann folgte das Cargo Center. Mittlerweile sind alle Abteilungen infiziert. Ist die Luxair dabei, sich zu einem Anbieter prekärer Arbeitsverhältnisse zu entwickeln? Müsste eine Firma wie die Luxair, die vom Staat und von parastaatlichen Organismen verwaltet wird, sich nicht gegen die Praktiken des Sozialdumpings einsetzen? Der Saisonvertrag wurde übrigens auch nicht mit den Gewerkschaften, der Personaldelegation oder dem gemischten Betriebsrat abgesprochen.

 

Die Jagd auf Kranke

Mit einer schlichten Information an das gesamte Personal, und ohne Absprache mit dem gemischten Betriebsrat oder der Personaldelegation, teilte die Luxair-Direktion am 17. Januar 2018 mit, sie habe ein Programm mit dem Titel „Prävention und Verwaltung des Absentismus“ gestartet. Die Arbeitnehmer kennen keine Details, sind daher auch nicht im Bild, welche Elemente analysiert werden und, vor allem, welche Sanktionen auf sie zukommen werden. 2017 teilte die Direktion mit, sie habe eine Änderung betreffend die Verwaltung der Arbeitsunfälle beschlossen. Die Konsequenz: Ein Arbeiter, der einen Arbeitsunfall verursachte, wurde kurzerhand entlassen. Beginnt nun die Jagd auf Kranke?

 

Nicht-Einhalten des Mitspracherechts

Seit Oktober 2017 beantragt die Personaldelegation Zugang zu Netline, dem Planungsprogramm für das Flugpersonal. Die Luxair-Direktion lehnte diesen Antrag konsequent ab. Mit dieser Vorgehensweise ist die Personaldelegation nicht in der Lage, die Arbeitszeitpläne zu begutachten. Die Kontrolle und Begutachtung der Arbeitszeitpläne sind jedoch Bestandteil der gesetzlichen Aufgaben der Personaldelegation. Es handelt sich demnach um einen flagranten Verstoß gegen das Arbeitsgesetz.

 

Sozialdialog auf dem Nullpunkt

Aufgrund oben aufgeführter Punkte, die von Gewerkschaftsseite aufs heftigste beanstandet werden, haben die Gewerkschaften, mit Unterstützung der Personaldelegation, am 26. Januar 2018 beschlossen, das Nationale Schlichtungsamt mit dem kollektiven Streitfall zu befassen. Die Gewerkschaften appellieren an die Beschäftigten, sich für eventuell bevorstehende gewerkschaftliche Aktionen bereit zu halten.

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