Europäischer Aktionstag gegen die Ermüdung von Berufskraftfahrern: Am 21. Juni 2023 ist der längste Tag des Jahres. Für Berufskraftfahrer ist das Alltag!

Diesen Mittwoch, den 21. Juni 2023, nimmt der LCGB, Mehrheitsgewerkschaft im Transportsektor und Mitglied der Europäischen Transportarbeiter-Gewerkschaft (ETF Road), an der allerersten ETF-Kampagne mit dem Titel „Day Against Driver Fatigue“ (Tag gegen Fahrermüdigkeit) teil. Da für Berufskraftfahrer jeder Tag der längste Tag des Jahres ist, soll mit dieser Kampagne das Bewusstsein für die Risiken der Fahrermüdigkeit im Straßenverkehr geschärft und Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen gefordert werden, die der Müdigkeit am Steuer entgegenwirken.

Bereits im Januar 2023 warnte der LCGB vor einem Vorhaben der EU-Kommission, die Lenk- und Ruhezeiten für Busfahrer im gelegentlichen Personenverkehr zu erhöhen. Ein solcher Ansatz würde den Weg für mehr Sozialdumping in diesem Sektor ebnen, was nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Leben kosten könnte.

Eine von der ETF im Jahr 2021 durchgeführte Studie[1] ergab, dass chronische Müdigkeit bei Berufskraftfahrern in ganz Europa die Norm ist. Die Müdigkeit der Fahrer ist ein großer Risikofaktor, der nicht nur eine Bedrohung für die Berufskraftfahrer, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer darstellt.

Die Umfrage zeigte Folgendes auf:

  • 2/3 der Berufskraftfahrer gaben an, sich regelmäßig müde zu fühlen (66% der Busfahrer und 60% der LKW-Fahrer).
  • 1/4 der Fahrer gab zu, mindestens einmal in den letzten 12 Monaten am Steuer eingeschlafen zu sein (24% der Busfahrer und 30% der LKW-Fahrer).

 

Schlimmer noch: Laut der Studie erkennen einige Berufskraftfahrer die Müdigkeitssymptome nicht, bis es zu einem Unfall kommt. Dabei führt Müdigkeit zu einer Abnahme der geistigen und körperlichen Funktionen! Bei Fahrern führt dies zu einer Abnahme der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit, was wiederum zu schlechter Lenkkontrolle, verringerter Reaktionszeit, schlechter Geschwindigkeitsverfolgung und Verlust der Aufmerksamkeit und Gefahrenwahrnehmung führt.

Darüber hinaus ergab die Studie, dass die Müdigkeit der Fahrer selten deren Schuld ist, sondern vielmehr in direktem Zusammenhang mit schlechten Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen steht:

  1. Lange Arbeitszeiten: Ein wesentlicher Faktor, der zur Ermüdung beiträgt, ist der Gesamtumfang der Arbeitszeit. 88% der befragten LKW-Fahrer und 60% der befragten Busfahrer arbeiten mehr als 40 Stunden pro Woche. Ein erheblicher Anteil dieser Fahrer hatte sogar eine Wochenarbeitszeit von mehr als 50 Stunden angegeben.
  2. Niedrige Löhne: Aussagen von Fahrern berichteten skandalöserweise, dass sie gezwungen sind, die gesetzlichen Arbeitszeiten zu überschreiten, um sich überhaupt ernähren zu können.
  3. Arbeitszwang in den Pausen: Sehr oft berichten Fahrer, dass sie ihre gesetzlichen Pausen nutzen müssen, um Aufgaben wie die Überwachung der Be- und Entladetätigkeiten oder das Be- und Entladen des Gepäcks von Fahrgästen, die Interaktion mit Disponenten oder Kunden usw. zu erledigen.
  4. Unterbrechung bei Ruhezeit und Schlaf sowie schlechte Schlafbedingungen: Oftmals fehlt es den Fahrern an geeigneten Ruheeinrichtungen bei Fähr- oder Zugreisen.
  5. Unvorhersehbare Arbeitsbedingungen: Viele Fahrer sind mit unregelmäßigen und manchmal unrealistischen Arbeitsplänen, Wechselschichten mit häufigen Änderungen des Arbeits-Ruhezeitplans sowie Rund-um-die-Uhr-Plänen und Nachtarbeit konfrontiert.
  6. Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz: Fahrer müssen oft unter schwierigen und unangenehmen Umgebungsbedingungen arbeiten, die zur Ermüdung beitragen, wie z.B. Hitze, Kälte, Lärm, mechanische Vibrationen innerhalb des Fahrzeugs, sowie externe Faktoren wie schlechtes Wetter, schlechte Sicht, schlechte Straßen, hohe Verkehrsdichte usw.

 

Schließlich ergab die Studie, dass die Fahrer im Allgemeinen davor zurückschrecken, solche Vorfälle zu melden, da sie Konsequenzen für ihre Beschäftigung befürchten. Das tatsächliche Ausmaß des Problems könnte daher viel größer sein, als die Zahlen der Studie zeigen.

Für den LCGB ist es nicht hinnehmbar, dass Arbeitgeber Druck auf die Fahrer ausüben, um ihre Gewinne zu maximieren. Waren haben einen Preis, aber das Leben der Fahrer ist unbezahlbar!

Da Übermüdung ein ernsthaftes und in ganz Europa verbreitetes Problem ist, hat Luxemburg bereits die Initiative ergriffen und seinen Rechtsrahmen zugunsten kürzerer Arbeitstage für Busfahrer angepasst.

Dank des beharrlichen und intensiven Einsatzes des LCGB, der einzigen Gewerkschaft, die sich unermüdlich für kürzere Arbeitszeiten einsetzt, wurde die großherzogliche Verordnung über Fahrkontrolle im Straßentransport im Oktober 2018 wesentlich verbessert. Sie ermöglicht Reorganisation der Lenk- und Ruhezeiten zugunsten einer Verkürzung der Arbeitstage von Busfahrern, die auf Strecken von weniger als 50 Kilometern eingesetzt werden.

Allerdings profitieren Fahrer in der Logistikbranche und im Güterverkehr nicht von einer vorteilhafteren Regelung der Arbeitszeitgestaltung.

Als Sprachrohr der Arbeitnehmer im Transportsektor hat der LCGB die Verhandlungen über die Erneuerung des derzeit gültigen Kollektivvertrags für den Sektor Transport & Logistik mit dem Arbeitgeberverband „Groupement Transports“ gefordert, um somit die Arbeits- und Lohnbedingungen der Arbeitnehmer in diesem Sektor zu verbessern.

Der LCGB ist der Meinung, dass dieser Kollektivvertrag, der seit dem 31. März 2011 stillschweigend verlängert wurde, veraltet ist und nicht mehr ausreicht, um dem Fahrermangel entgegenzuwirken, von dem auch Luxemburg, ebenso wie alle anderen europäischen Länder, betroffen ist.

Eine Modernisierung des bestehenden Kollektivvertrags ist absolut notwendig, um attraktive Arbeitsbedingungen für internationale LKW-Fahrer zu gewährleisten und die die Gesundheit und Sicherheit der Fahrer respektieren.

Kontakt:

Paul GLOUCHITSKI, Gewerkschaftssekretär
Tel.: +352 49 94 24-230
Mobil: +352 691 733 023
E-Mail:
pglouchitski@lcgb.lu

[1] 2 861 Lkw-, Bus- und Reisebusfahrer im Güter- und Personenkraftverkehr nahmen an der Umfrage teil, die online in mehreren Sprachen verfügbar ist (https://www.etf-europe.org/etf-report-reveals-eliminating-fatigue-in-professional-drivers-is-critical-to-road-safety)

 

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