Anlässlich der 111. Tagung der Internationalen Arbeitskonferenz, die vom 5. Juni bis 16. Juni 2023 in Genf stattfand, kamen Regierungsvertreter, Arbeitnehmer und Arbeitgeber aus 187 Mitgliedstaaten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zusammen, um über Fragen der Arbeitswelt zu diskutieren und sich auszutauschen.
In der Kommission für die allgemeine Diskussion über einen gerechten Übergang betonten die Delegierten die Notwendigkeit eines Übergangs, der die Schaffung ökologisch nachhaltiger und inklusiver Volkswirtschaften fördert, hochwertige Arbeitsplätze unterstützt und menschenwürdige Arbeitsbedingungen schafft. Obwohl ein gerechter Übergang für eine nachhaltige wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung von entscheidender Bedeutung ist, erinnerte die ILO daran, dass ein solcher Übergang ohne einen starken Sozialdialog zwischen den Sozialpartnern nicht möglich ist.
Die Konferenz bot auch Gelegenheit, die Veränderungen und neuen Herausforderungen in der Arbeitswelt zu diskutieren, mit denen Arbeitnehmer und Unternehmen zunehmend konfrontiert sind. Die schnelle Entwicklung hin zu neuen Wirtschaftsmodellen insbesondere aufgrund der Digitalisierung und des ökologischen Wandels erfordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung des weltweiten Arbeitskräftemangels. Dazu gehört die Schaffung eines Lernumfelds, das es Menschen aller Altersgruppen ermöglicht, Kompetenzen zu erwerben und diese kontinuierlich zu erweitern. Nur durch die Schaffung eines qualitativ hochwertigen, angemessen regulierten, integrativen und ausreichend finanzierten Lernrahmens können Antworten auf die neuen Herausforderungen der Arbeitswelt gefunden werden.
In den Schlussfolgerungen des Ausschusses zu den immer wiederkehrenden Diskussionen über den Schutz von Arbeitnehmern gingen die Delegierten auf die zahlreichen Krisen ein, mit denen Arbeitnehmer derzeit konfrontiert sind, und zogen Bilanz über den Weg, den sie einschlagen müssen, um ihren Schutz zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang wurde die Bedeutung des Arbeitnehmerschutzes als Schlüsselelement für die Stärkung der Widerstandsfähigkeit des Arbeitsmarktes und die Bewältigung künftiger Krisen hervorgehoben. In einer verabschiedeten Resolution legten die Delegierten einen Aktionsplan fest, der einen klaren Bezugsrahmen für die Gewährleistung des Arbeitnehmerschutzes bietet. Die Resolution unterstreicht nicht nur die Bedeutung von Tarifverhandlungen, gewerkschaftlicher Freiheit, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, sondern behandelt auch andere Themen, insbesondere im Zusammenhang mit der Arbeitszeit und dem Sozialschutz.
Was den ILO-Normenausschuss betrifft, so verabschiedeten die Delegierten auf der Plenarsitzung den Abschlussbericht. In diesem Jahr untersuchte der Ausschuss 24 Einzelfälle von Ländern im Hinblick auf die Einhaltung der ILO-Übereinkommen. Darüber hinaus verabschiedete die ILO einen Beschluss, in dem sie die anhaltende Missachtung von Arbeitnehmerrechten durch Belarus und die Verhaftung zahlloser Gewerkschaftler anprangert. In der Entschließung wird empfohlen, Maßnahmen gemäß Artikel 33 der ILO-Verfassung zu ergreifen, um sicherzustellen, dass Belarus die ILO-Normen einhält.
Weitere Punkte der Tagesordnung waren außerdem die Verabschiedung des ILO-Haushalts für 2024/2025 sowie das Arbeitsweltgipfeltreffen, das am 14. und 15. Juni unter dem Motto “Gerechtigkeit für alle” stattfand.
Der LCGB war bei der Internationalen Arbeitskonferenz durch Angelo ZANON und Gaby SCHAUL vertreten. Das gemeinsame europäische Sekretariat des LCGB und des OGBL (SECEC) wurde von Katia NEVES vertreten.