Heute stellen die Gewerkschaften des verarbeitenden Gewerbes, des Bergbaus und der Energiewirtschaft unter dem Dach von industriAll European Trade Union ihr Manifest für einen gerechten Strukturwandel vor.
Während sich Europa auf die Umsetzung des Green Deal und der im Fit for 55- Paket vereinbarten Maßnahmen vorbereitet, sind infolge der grünen Transformation unserer Industrien 25 Millionen Industriebeschäftigte in Europa potenziell von Umstrukturierungen und Arbeitsplatzverlusten bedroht – verschärft durch die COVID-19-Krise, die Digitalisierung, Handels- und Marktentwicklungen und eine instabile geopolitische Lage.
Das Manifest ist ein Appell der Industriebeschäftigten an die politischen Entscheidungsträger*innen in ganz Europa, einen Übergang zu einer grünen Wirtschaft zu gewährleisten, der für ALLE Arbeitnehmer*innen gerecht ist und der nicht zur Zerstörung, sondern zum Erhalt und zur Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze führt. Sie wollen einen Strukturwandel, der vorausschauend geplant und gesteuert und mit den Arbeitnehmer*innen über jeden Aspekt, der sie betrifft, verhandelt wird.
Um dies zu erreichen, brauchen wir einen umfassenden Rahmen für einen gerechten Strukturwandel, der Garantien für angemessene Ressourcen bietet, auf einer wirksamen politischen Planung beruht, die Rechte der Arbeitnehmer*innen fördert und stärkt und die Gewerkschaften durch einen intensiven sozialen Dialog einbezieht.
In unserem Manifest fordern wir deshalb:
- eine Industriepolitik im Sinne ambitionierter Klimapolitik und hochwertiger Arbeitsplätze
- die Finanzierung des Strukturwandels
- stärkere Tarifverhandlungssysteme und Sozialdialog
- ein Instrumentarium von Arbeitnehmerrechten und Unternehmenspflichten zur vorausschauenden Planung und Gestaltung des Wandels
- die Bewältigung neuer Qualifikationsanforderungen und ein Recht auf hochwertige Berufsbildung und lebenslanges Lernen für alle Beschäftigten
Michael Vassiliadis, Präsident von industriAll Europe:
„Die Gewerkschaften tragen eine doppelte Verantwortung: Sie müssen ihren Mitgliedern in vielen Branchen beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Produktion zur Seite stehen und innovative Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels fördern.
Es liegt an uns Gewerkschaften, dafür zu sorgen, dass die betroffenen Arbeitnehmer*innen nicht ins Hintertreffen geraten. Wir werden Politik und Wirtschaft in die Pflicht nehmen und Lösungen für Weiterbildung, eine nachhaltige Industriepolitik und ausreichende Arbeitsplätze einfordern. Dabei werden wir unsere Mitarbeit anbieten und unsere Positionen laut und deutlich vertreten.“
Luc Triangle, Generalsekretär von industriAll Europe:
„Heute stellen wir unser Manifest für einen gerechten Strukturwandel vor, weil unsere Forderungen nach dringendem Handeln nicht gehört wurden. Wir sind sehr besorgt darüber, dass die politischen Entscheidungsträger*innen nicht anerkennen, wie wichtig es ist, den betroffenen Arbeitnehmer*innen und ihren Gewerkschaften zuzuhören, mit ihnen zu sprechen und den Übergang gemeinsam mit den ihnen zu planen.
Es vollzieht sich ein dramatischer Wandel, und die derzeitige Situation verschärft den Druck auf die arbeitenden Menschen. Die Arbeitnehmer*innen wollen den Wandel an ihren Arbeitsplätzen und in ihren Gemeinden mitgestalten, aber sie brauchen dazu einen unterstützenden und umfassenden Rahmen für einen gerechten Strukturwandel. Sie brauchen mehr als Rhetorik – sie brauchen eine Gesetzgebung, die gute Arbeitsplätze in der Zukunft und eine Perspektive für alle Regionen in Europa garantiert!“
Unser Manifest für einen gerechten Strukturwandel ist ein dringender Aufruf zu einer Sozialpolitik, die genauso ehrgeizig ist wie unsere aktuelle Klimapolitik, denn der europäische Green Deal wird nur dann erfolgreich sein, wenn er ein sozialer Deal ist und die Arbeitnehmer*innen in den Mittelpunkt stellt!