Im Anschluss an die sektorielle Tripartite vom 14. Juli 2020, die vom Minister für Mobilität und öffentliche Arbeiten, François BAUSCH, in Anwesenheit des Ministers für Arbeit, Beschäftigung und Sozialwirtschaft und des Finanzministers einberufen wurde, trafen die Personalvertreter jeweils am 20. August 2020 und am 3. September 2020 mit der Generaldirektion von Luxair zusammen, um das nächste Treffen der sektoriellen Tripartite am 17. September 2020 vorzubereiten.
Anlässlich dieser Treffen präsentierte die Generaldirektion einen Aktionsplan, der einen klaren Personalüberschuss aufzeigte und der Maßnahmen umfasste, welche die Sozialleistungen der Beschäftigten direkt gefährden. Die Gewerkschaften haben sich klar gegen die Forderungen der Generaldirektion ausgesprochen, die im direkten Widerspruch zu den konstruktiven Diskussionen innerhalb der Tripartite-Dreiergespräche für die Luftfahrt vom 14. Juli 2020 stehen. Die Gewerkschaften, treu ihrem ungebrochenen gewerkschaftlichen Engagement, haben ihrerseits einen Zukunftsplan, zur Beschäftigungserhaltung und zur Sicherung der Existenzen der Luxair-Beschäftigten, vorgeschlagen.
Trotz aller Diskussionen und des Mandats, das den Sozialpartnern anlässlich der Tripartite erteilt wurde, zeigte die Generaldirektion keine Bereitschaft oder gar eine völlige Ablehnung gegenüber Gesprächen oder Verhandlungen über einen Zukunftsplan, als auch der Dreiergespräche sowie der von den Gewerkschaftsorganisationen vorgeschlagenen Möglichkeiten.
Die Luxair-Generaldirektion verhöhnt somit den Sozialdialog und tritt die von Minister BAUSCH und KERSCH vorgeschlagene sektorielle Tripartite mit Füßen, obwohl die dazu dienen sollte, Diskussionen und Verhandlungen in diesem doch schwierigen Umfeld zu führen, und dies getreu dem luxemburgischen Sozialmodells. Durch ihr arrogantes und unüberlegtes Handeln zeigt die Generaldirektion eine totale Verachtung für ihre Mitarbeiter und tritt unser bewährtes Model des Sozialdialogs mit Füßen.
Die Tripartite hat es unserer Wirtschaft im Laufe der Jahrzehnte immer wieder ermöglicht, Krisen zu überstehen, indem sie die Existenz der betroffenen Arbeitnehmer und die Absicherung der betroffenen Unternehmen und Arbeitsplätze garantiert hat. Das luxemburgische Sozialmodell ist die einzig mögliche Antwort auf die Herausforderungen der gegenwärtigen Krise!
In diesem Sinne haben die Gewerkschaften einen Zukunftsplan auf der gesetzlichen Grundlage des Arbeitsplatzerhaltungsplans für das Unternehmen Luxair gefordert, der auf einem Investitionsplan und einem Plan zur Bewältigung des Personalüberhangs basiert, um die Nachhaltigkeit der Aktivitäten und Arbeitsplätze des Unternehmens sowie die Existenzsicherung der Beschäftigten und Aufrechterhaltung der sozialen Errungenschaften zu sichern. Dieser Zukunftsplan sollte Bestandteil der Verhandlungen und Schlussfolgerungen der sektoriellen Tripartite Luftfahrt sein.
Der Vorschlag der Gewerkschaftsorganisationen sieht im Wesentlichen folgende soziale Begleitmaßnahmen vor:
- Beschäftigungsgarantie für die Dauer des Plans und dass das Unternehmen keine Massenentlassungen vornehmen kann;
- Ausweitung der Kurzarbeit als Anti-Kriseninstrument;
- Einrichtung einer Wiedereingliederungsstelle (CDR) mit dem Ziel, alle Mitarbeiter in Beschäftigung zu halten und ihre Beschäftigungsfähigkeit durch Weiterbildungen zu erhalten;
- Arbeitnehmerüberlassung mit Rückkehrrecht;
- Anpassungsvorruhestand und Altersteilzeit bei Umstrukturierung. Letztere ermöglicht zudem den Wissenstransfer durch Weiterbildungen, die durch die ausscheidenden Arbeitnehmer durchgeführt werden könnten;
- Einrichtung eines Überwachungsausschusses auf Unternehmensebene, der auch die Personaldelegation und die Vertragsgewerkschaften einschließt, sowie eines Überwachungsausschusses auf Ebene der sektoriellen Tripartite, um die Fortschritte der verschiedenen Elemente des Plans zu überwachen und gegebenenfalls erforderliche Anpassungen zu erörtern.
Die Generaldirektion hat nicht nur diesen existenzfähigen Plan der Gewerkschaften ignoriert, sondern im Übrigen einseitig Entscheidungen entgegen den Interessen der Arbeitnehmer getroffen und praktisch alle Rechte und Vorteile abgeschafft, die insbesondere in den letzten 40 Jahren durch den Sozialdialog erworben wurden:
- Zerschlagung der aktuellen Laufbahnen durch die Abschaffung von Gehaltserhöhungen bei einem Dienstalter über 20 Jahre für alle Angestellten und über 15 Jahre für Piloten;
- Einfrieren aller Gehälter für 3 Jahre;
- Aussetzung der 13. Monatszahlung für 3 Jahre;
- Abschaffung bestimmter Verantwortlichkeitsprämien;
- Reduzierung der Urlaubstage auf das gesetzliche Minimum, durch die Streichung von 4 regulären Urlaubstagen und der zusätzlichen Urlaubstage je nach Dienstalter;
- Abschaffung des Geschenks bei 25 Jahren Dienstalter und der Ruhestandsprämie;
- Senkung der Zulagen für Nachtarbeit und Überstunden auf das gesetzliche Minimum;
- Einführung von gebührenpflichtigen Parkplätzen für alle Mitarbeiter;
- Abschaffung der 15-minütigen bezahlten Pause;
- Einseitige Flexibilisierung der Arbeitszeiten.
Schließlich zögert die Generaldirektion auch nicht, ihre loyalen und motivierten Mitarbeiter, die sich engagiert in der Krise eingesetzt haben, zu entwürdigen, indem sie einen beträchtlichen Teil ihrer Mitarbeiter als “leistungsschwach” einstuft und keine Aussicht auf Weiterbeschäftigung bietet.
Da die derzeitige Gesundheitskrise eine, wenn nicht sogar die schlimmste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg ist, droht sie ohne eine abgestimmte Zusammenarbeit aller Parteien der Tripartite zur schlimmsten sozialen Krise für die Luxair-Mitarbeiter zu werden, an der der Staat indes direkt oder indirekt zu mehr als 70 % beteiligt ist.
Das nächste Treffen der sektoriellen Triparte Luftfahrt ist für den 17. September 2020 um 9 Uhr morgens geplant. In diesem Zusammenhang bieten die Gewerkschaften den Ministern BAUSCH, KERSCH und GRAMEGNA ihre volle Unterstützung und Rückendeckung an, um die Gespräche zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, damit ein globaler Zukunftsplan für die luxemburgische Luftfahrt gefunden werden kann.
Die Gewerkschaften rufen die Luxair-Mitarbeiter und alle Beschäftigten des Luftfahrtsektors zu einem Streikposten auf, der am Donnerstag um 8.00 Uhr auf dem Kirchberg, Place de l’Europe, vor dem Treffen der Tripartite stattfinden soll.
Die Gewerkschaften setzen sich weiterhin mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln für die Sicherung der Arbeitsplätze und der sozialen Errungenschaften ein, um das Engagement aller Beschäftigten der luxemburgischen Luftfahrt zu honorieren.
Contacts :
Paul DE ARAUJO, Secrétaire syndical LCGB
+352 691 733 002
pdearaujo@lcgb.lu
Michelle CLOOS, Secrétaire centrale OGBL
+352 621 323 650
michelle.cloos@ogbl.lu
Antonia FERNANDES, Secrétaire syndicale NGL-SNEP
+352 691 885 026
antonia.fernandes@ngl-snep.eu